Wasser zu malen, ist eine Disziplin für sich: Das Element entzieht sich der Bestimmbarkeit, Wasser kann ebenso transparent wie undurchsichtig sein, ebenso klar und wie kontaminiert, ebenso einladend wie todbringend. Im Umgang mit dem Wasser spiegelt sich unsere Zivilisation, aber auch unser ambivalentes Verhältnis zur Natur. Sieglinde Wittwers Wasser-Bilder erzählen von dieser Ambivalenz. Wo das Wasser beginnt, endet der feste Boden unter unseren Füssen. Gewissheiten verschwimmen und unsere Wahrnehmung wird auf die Probe gestellt: Ist es Tag? Ist es Nacht? Ist es Idylle oder Industrie? Sind wir in Sicherheit oder in Gefahr. Und überhaupt: Wo befinden wir uns? Gleichzeitig sind Sieglinde Wittwers lasierend gemalte Ölbilder höchst suggestiv, wie Traumbilder, die einem nach dem Erwachen noch eine Weile begleiten. Man muss sich in sie hineinbegeben, in ihnen verweilen und in sie hineinlauschen. Wir hören das Plätschern der Wellen, das Sirren der Zikaden; wir starren ins Dunkel des öligen Wassers oder ins Flackern des Neolichts; wir sehen Menschen, Gebäude, Tiere, ohne sicher zu sein, ob es sie gibt. Sieglinde Wittwer führt in ihrem malerischen Werk oft in gesellschaftliche und geografische Randzonen, dorthin, wo die Welt für uns fremd, ja unheimlich wird. In The water is wide...
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Wasser zu malen, ist eine Disziplin für sich: Das Element entzieht sich der Bestimmbarkeit, Wasser kann ebenso transparent wie undurchsichtig sein, ebenso klar und wie kontaminiert, ebenso einladend wie todbringend. Im Umgang mit dem Wasser spiegelt sich unsere Zivilisation, aber auch unser ambivalentes Verhältnis zur Natur. Sieglinde Wittwers Wasser-Bilder erzählen von dieser Ambivalenz. Wo das Wasser beginnt, endet der feste Boden unter unseren Füssen. Gewissheiten verschwimmen und unsere Wahrnehmung wird auf die Probe gestellt: Ist es Tag? Ist es Nacht? Ist es Idylle oder Industrie? Sind wir in Sicherheit oder in Gefahr. Und überhaupt: Wo befinden wir uns? Gleichzeitig sind Sieglinde Wittwers lasierend gemalte Ölbilder höchst suggestiv, wie Traumbilder, die einem nach dem Erwachen noch eine Weile begleiten. Man muss sich in sie hineinbegeben, in ihnen verweilen und in sie hineinlauschen. Wir hören das Plätschern der Wellen, das Sirren der Zikaden; wir starren ins Dunkel des öligen Wassers oder ins Flackern des Neolichts; wir sehen Menschen, Gebäude, Tiere, ohne sicher zu sein, ob es sie gibt. Sieglinde Wittwer führt in ihrem malerischen Werk oft in gesellschaftliche und geografische Randzonen, dorthin, wo die Welt für uns fremd, ja unheimlich wird. In The water is wide erkundet sie Ufer, Strände und Küsten. Doch der Blick vom Wasser aufs Festland lässt dieses seltsam entrückt erscheinen: Die Terra firma ist voller Ungewissheiten. Beat Reck, 2024
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